„Die Tür öffnen trotz Lähmung der Arme“

Der Roboterarm

Robotikarm mit Frau beim Malen
Robotikarm mit Patient

Hintergrund

Infolge einer Motoneuronen Erkrankung kann es zu einem Verlust der motorischen Hand- und Armfunktion kommen. In dieser Konstellation ist die Assistenz bei sämtlichen Alltagsverrichtungen durch Familienmitglieder, Pflegepersonal oder sonstige Assistenzpersonen erforderlich. Die Abhängigkeit von Dritten kann als Autonomieverlust erlebt werden. Seit 2017 stehen Armroboter zur Verfügung, die bestimmte Handlungen (anstelle des eigenen Arms) übernehmen können

Armroboter sind zugelassene Hilfsmittel der Assistenztechnologie, die auf Basis einer ärztlichen Entscheidung und nach Antrag auf Kostenübernahme durch die Krankenversicherung bereitgestellt werden können.

Assistenzroboter sind Greifarme, die zumeist am Rollstuhl montiert und mit Greiffingern ausgestattet sind. Durch verschiedene Optionen kann der Betroffene den Roboterarm selbständig steuern. Die Art und Häufigkeit der Anwendung ist sehr individuell und auch im Krankheitsverlauf veränderbar

Funktion und Aufbau

Der Roboterarm verfügt über ein komplexes und vielseitiges Motorensystem, welches die Bewegungen eines menschlichen Arms von Schulter, Ellbogen bis zu den Fingerspitzen nachahmt. Komplexe Bewegungsabläufe mit einem großen Aktionsradius können sicher und kontrolliert vom Anwender ausgeführt werden.

Mit einem Robotik-Arm kann ein eigenständiges Durchführen von elementaren manuellen Handlungen wie z.B. das Greifen nach einem Glas, das Öffnen von Türen und Hantieren selbst durchgeführt werden, das Bewegen (im Sinne von „Umlagern“) der eigenen Arme, das Richten der Brille oder das Kratzen am Kopf.

Bedienung und Schalter

An einem Rollstuhl, einem Bett oder einem Tisch befestigt, erhöht der Roboter-Arm die Selbständigkeit in den Aktivitäten des alltäglichen Lebens und der motorischen Selbstbestimmung.

Die Steuerung erfolgt weiterhin über das vorhandene Bedienungselement, welches in Abhängigkeit der individuellen Situation ein Joystick, eine Kopfsteuerung, eine Augensteuerung oder eine sonstige Steuerungsvariante sein kann.

Nutzen und Erwartungen

Eine wissenschaftliche Studie zeigt die Erwartungen an einen Roboterarm bei Menschen mit ALS. In der Studie wurden 58 Patienten mit ALS (Männer: 69%, n=40; Frauen: 31%, n=18) analysiert, die eine ärztliche Ver ordnung für einen Roboterarm erhielten. Die ALS-Funktionsskala (ALS-FRS) zeigte bei diesen Menschen eine hohe motorische Einschränkung der Arme.

Die Mehrheit der Patienten (93%) würde den Roboterarm sowohl am Tage als auch nachts nutzen. 7% der Patienten schließt für sich die Nutzung am Tag aus. Die Fixierung des Roboterarms ist am Rollstuhl (98%, n=57), am Tisch (52%, n=30) oder am Bett (35%, n=20) geplant.


Roboterarm Fixierungen


Abbildung: Bedeutung der Fixierungsoptionen des Roboterarms. n=58


Erwartungen an die Versorgung mit einem Roboterarm

Mehr als 90% der Patienten würden den Roboterarm für körpernahe Bewegungen (z. B. Kratzen oder Brille aufsetzten), zum Anreichen von Getränken, Hantieren von Gegenständen, Öffnen von Türen bzw. Schränken sowie zum Drücken von Knöpfen (z. B. Lichtschalter oder Fahrstuhl) nutzen. Weitere Erwartungen an den Nutzen sind in der folgenden Abbildung dargestellt.


Patientenerwartungen an die Versorgung


Abbildung: Patientenerwartungen an einen Roboterarm. n=58

Die Möglichkeit der Versorgung mit einem Roboterarm wird von fast allen Patienten als sehr wichtig eingestuft (95%). Dabei zeigen 85% der befragten ALS-Patienten eine starke Einschränkung der oberen Extremitäten. Die Möglichkeit der Fixierung am Rollstuhl wird von fast allen Pateinten erwünscht (98%). Anreichen von Getränken, körpernahe Bewegungen wie Kratzen, Hantieren von Gegenständen, Öffnen von Türen sowie Drücken von Knöpfen stellen die größte Patientenerwartung dar.

Voraussetzungen

Nutzer eines Roboterarms können die folgenden Erkrankungen haben:

  • Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
  • Amputationen
  • Cerebralparese
  • Essentieller Tremor
  • Multiple Sklerose
  • Muskeldystrophie
  • Parkinson-Krankheit
  • Rückenmarksverletzung
  • Andere Erkrankungen, die die Motorik der oberen Extremitäten beeinträchtigen

Nutzer müssen den Roboterarm sicher bedienen können. Die folgenden Kriterien sind bei der Versorgung zu beachten:

  • Kognitive Fähigkeiten eine einfache Maschine zu bedienen
  • Entscheidungen über die Nutzungsmöglichkeiten im Alltag können selbstständig getroffen werden.
  • Der Nutzer kann den Roboterarm an einem Rollstuhl, Tisch oder Bett fixieren.

Informationsmaterial über Roboterarme zum Download