„Mit dem Auge sicher Rollstuhlfahren“

Augensteuerung

Kommunikationsgerät
Augensteuerung mit Patientin

Hintergrund

Bei Menschen mit bestimmten neurologischen Erkrankungen kann es zu einer Muskelschwäche oder Spastik der Finger, Hände und Arme kommen. Damit ist das eigenständige Greifen und Hantieren erschwert oder nicht mehr möglich. In dieser Situation können individuelle Lösungen der Augensteuerung die Selbstständigkeit im Alltag unterstützen.

Eine aktuelle Entwicklung und Innovation im Segment der Augensteuerung besteht in der Verfügbarkeit von Augensteuerungsbrillen. Bisherige Augensteuerungssysteme beruhen auf einem Infrarotsignal, dass vom Kommunikationssystem versendet, vom Auge reflektiert und durch Sensoren des Kommunikationssystems zurückempfangen werden. Dieser Prozess ist störanfällig und bei Tageslicht nur unter großen Einschränkungen realisierbar.

Aufgrund der erheblichen Prozessorleistung erfordert die Augensteuerungsbrille einen leistungsfähigen Prozessor im Kommunikationssystem oder die Installation eines gesonderten Rechners, der ebenfalls in der Umgebung des Patienten (zum Beispiel am Rollstuhl) transportiert wird. Über die Augensteuerungsbrille ist die Steuerung von Rollstühlen, Kommunikationssystemen, aber auch von Assistenzrobotern möglich und vorgesehen.

Durch die Verknüpfung von Sondersteuerung mit bestimmten elektronischen Bauelementen an Alltagsgegenständen kann die Steuerung von Fernsehgeräten, Lichtschaltern, Fenstern, Türen, Lüftungen, Jalousien und anderen Gegenständen und Geräten erreicht werden.

Funktion und Aufbau

An der Augensteuerungsbrille befindet sich eine Mikrokamera, die ein Echtzeit-Video von den Augenbewegungen produziert und an das Kommunikationssystem überträgt. Mittels der angeschlossenen Software wird der Rollstuhl in die jeweilige Blickrichtung gesteuert. Mit ihr ist es nicht nur möglich den Rollstuhl zu Fahren und mit Schließen der Augen anzuhalten, es lassen sich auch Sitzeinstellungen am Rollstuhl vornehmen oder Roboterarme bewegen. Eine Besonderheit ist, dass das auch im Außenbereich und bei Sonneneinstrahlung funktioniert.

Die Augensteuerungsbrille wird mit phototropen Gläsern ausgeliefert. Sie ist auch als reine Sonnenbrille erhältlich oder kann bei Bedarf durch Gläser in eigener Sehstärke bei Ihrem Optiker ergänzt werden.

Vorteile von Augensteuerungssystemen

  • Intuitiv: Steuerung jedes Elektrorollstuhls nur mit Augenbewegung
  • Außeneinsatz: Selbstgesteuertes Fahren eines Elektrorollstuhls auch im Außenbereich
  • Sicher: Freie Sicht und erhöhte Sicherheit
  • Vielfältiger Einsatz: Ändern der Sitzeinstellungen eines Rollstuhls oder Bedienung eines Roboterams nur über die Augenbewegung
  • Mobiler Einsatz: nicht kabelgebunden und leicht
  • Kostenübernahme: Die Kostenübernahme durch die Krankenversicherung auf Basis einer ärztlichen Verordnung sowie einer Erprobung durch spezialisierte Versorger möglich

Soziale Teilhabe

Die einfache Handhabung unterstützt die Steuerung von Fernsehgeräten, Lichtschaltern, Fens-tern, Türen, Lüftungen, Jalousien sowie anderer Gegenstände und Hilfsmittel. Zudem ermöglicht die Verfügbarkeit der Augensteuerung und die Verbindung von Augensteuerung mit Alltagsgegenständen eine hohe Selbstständigkeit im Alltag. Wann immer Sie selbst Lust darauf haben - unabhängig davon, ob ein zweiter Mensch sich mit Ihnen im Raum befindet - können Sie kommunizieren oder den Elektrorollstuhl bewegen.

Mit dem Augensteuerung wird die Steuerung eines Elektrorollstuhls zu einer selbstbestimmten Erfahrung. Die Möglichkeit sich unabhängig von Dritten fortzubewegen trägt zu einer besseren sozialen Interaktion im Alltag bei.

Voraussetzungen

Nutzer einer Augensteuerung können die folgenden Erkrankungen haben:

  • Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
  • Amputationen
  • Cerebralparese
  • Essentieller Tremor
  • Multiple Sklerose
  • Muskeldystrophie
  • Parkinson-Krankheit
  • Rückenmarksverletzung
  • Andere Erkrankungen, die die Motorik der oberen Extremitäten beeinträchtigen

Nutzer müssen die Augensteuerung sicher bedienen können. Die folgenden Kriterien sind bei der Versorgung zu beachten:

  • Kognitive Fähigkeiten eine einfache Maschine zu bedienen
  • Entscheidungen über die Nutzungsmöglichkeiten im Alltag können selbstständig getroffen werden.
  • Der Nutzer kann mit der Augensteuerung einen Elekrorollstuhl, ein Kommunikationsgerät oder einen Roboterarm bedienen.

Informationsmaterial über Augensteuerungen zum Download